Wird Deutschland das nächste Land mit Böllerverbot?

Deutsche Umwelthilfe und mehr als 55 Organisationen erhöhen den Druck zur Innenministerkonferenz

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Die Niederlande haben private Böller und Raketen verboten – „ein Schritt, der jedes Jahr tausende Verletzungen verhindert, Tiere vor massivem Stress und Panik schützt, Einsatzkräfte entlastet und Städte von erheblichen Feinstaubbelastungen befreit“, sagt die Deutsche Umwelthilfe dazu, eine Organisation, die seit dem Dieselskandal ein Begriff ist.

In Deutschland hingegen haben weder Bund noch Länder bisher wirksame Regeln für die kommende Silvesternacht geschaffen. Menschen und Tiere sind den Gefahren durch private Pyrotechnik erneut weitgehend schutzlos ausgesetzt.

Es gibt verschiedene Argumente, die Befürworter eines Böllerverbots an Silvester vorbringen:

Gesundheit und Sicherheit: Jedes Jahr kommt es zu Verletzungen durch unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern, darunter Verbrennungen, Augenverletzungen und Hörschäden. Rettungsdienste berichten regelmäßig von erhöhten Einsatzzahlen in der Silvesternacht.

Umwelt und Luftqualität: Feuerwerk setzt in kurzer Zeit große Mengen Feinstaub frei. In der Silvesternacht werden Grenzwerte für Luftschadstoffe oft deutlich überschritten, was besonders für Menschen mit Atemwegserkrankungen problematisch sein kann.

Tierschutz: Der Lärm von Feuerwerkskörpern verursacht bei vielen Haus- und Wildtieren erheblichen Stress. Vögel werden aus dem Schlaf aufgeschreckt, Haustiere geraten in Panik, und Wildtiere können in ihrer Orientierung gestört werden.

Müllbelastung: Nach Silvester bleiben große Mengen Feuerwerksmüll in Parks, Straßen und auf Plätzen zurück, die aufwendig entsorgt werden müssen.

Kosten: Die Deutschen geben jährlich mehrere hundert Millionen Euro für Feuerwerk aus – Geld, das aus Sicht mancher Kritiker sinnvoller verwendet werden könnte.

Soziale Aspekte: Der Lärm kann für ältere Menschen, Kleinkinder oder Menschen mit Traumata belastend sein. Auch Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sind betroffen.

Auf der anderen Seite argumentieren Gegner eines Verbots mit Tradition, persönlicher Freiheit und wirtschaftlichen Interessen der Feuerwerksbranche:

Gegner eines Feuerwerksverbots an Silvester bringen folgende Argumente vor:

Tradition und Kultur: Das Silvesterfeuerwerk ist in Deutschland eine lange Tradition, die für viele Menschen fest zum Jahreswechsel gehört. Es wird als kulturelles Brauchtum betrachtet, das man nicht einfach abschaffen sollte.

Persönliche Freiheit: Viele sehen ein Verbot als unverhältnismäßigen Eingriff in die persönliche Freiheit. Mündige Bürger sollten selbst entscheiden dürfen, ob sie Feuerwerk abbrennen möchten oder nicht.

Symbolische Bedeutung: Für viele Menschen hat das Feuerwerk eine emotionale und symbolische Bedeutung – es markiert den Übergang ins neue Jahr, bringt Freude und schafft gemeinsame Erlebnisse mit Familie und Freunden.

Wirtschaftliche Interessen: Die Feuerwerksbranche, Händler und Hersteller würden erhebliche Umsatzverluste erleiden. Arbeitsplätze in diesem Sektor wären gefährdet.

Verhältnismäßigkeit: Kritiker eines Verbots argumentieren, dass die Probleme auf eine Nacht im Jahr begrenzt sind und andere Umweltbelastungen (etwa durch Verkehr oder Industrie) das ganze Jahr über erheblich gravierender seien.

Verlagerung ins Ausland: Ein Verbot könnte dazu führen, dass Menschen in Grenzregionen ins Ausland fahren oder illegales Feuerwerk kaufen, was möglicherweise gefährlicher wäre.

Alternative Regulierung: Statt eines Komplettverbots schlagen manche eingeschränkte Regelungen vor, etwa zeitliche Begrenzungen, Verbotszonen in Innenstädten oder umfassendere Aufklärung über den sicheren Umgang mit Feuerwerk.

Bündnis gegen Böller

Vor der Innenministerkonferenz, die Anfang Dezember 2025 in Bremen stattfindet, zeigt das von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) initiierte #böllerciao-Bündnis auf, wie Deutschland dem niederländischen Vorbild schnellstmöglich folgen kann. Das Bündnis ist nach Angaben der DUH inzwischen auf mehr als 55 Organisationen angewachsen – erstmals dabei ist unter anderem das Deutsche Kinderhilfswerk.




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